NPS – wichtiger denn je. Aber bitte nicht allein.
- timozoeller
- 8. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Customer Experience wird oft mit Emotionen, Markenversprechen und weichen Faktoren verbunden. Doch je reifer CX im Unternehmen verankert ist, desto klarer wird: Ohne Messbarkeit geht es nicht. Und kaum eine Kennzahl ist dabei so präsent wie der Net Promoter Score (NPS). Einfach, intuitiv, global verbreitet. Aber reicht das?
Warum der NPS wichtig ist
Der NPS fragt, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Kunde ein Unternehmen weiterempfiehlt. Und genau darin liegt seine Stärke: Er ist schnell abgefragt, leicht verständlich – und vor allem: Er schafft eine 1:1 Beziehung zum einzelnen Kunden.
Denn jede einzelne Bewertung ist nicht anonym, sondern lässt sich gezielt mit technischen Kundendaten, Nutzungsverhalten, Kaufhistorie, Kontaktverhalten, Produkterlebnissen und Vertragsmerkmalen verknüpfen.
Daraus entsteht kein Durchschnitt, sondern ein kundenspezifisches CX-Profil, das individuelle Erlebnisse sichtbar macht – und konkrete Hebel für Verbesserungen aufzeigt.
Der NPS wird so zur Schnittstelle zwischen subjektivem Erleben und objektivem Verhalten – und liefert einen ganzheitlichen Blick:Was denkt der Kunde? Was tut er? Und wie passt beides zusammen?
Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Kunde bewertet mit 4 von 10 Punkten. Im System sehen wir: drei Kontaktversuche zur Störungsbehebung, langsame Reaktionszeit, fehlende Rückmeldung. Drei Wochen später kündigt er. Ohne NPS hätten wir vielleicht nur die Kündigung registriert – aber nicht den emotionalen Prozess davor verstanden.
Was der NPS nicht kann
So wertvoll der NPS ist – allein ist er zu wenig. Denn:
Er sagt nichts über den konkreten Grund der Bewertung.
Er zeigt keine Ursache für Probleme – nur die Auswirkung.
Er kann von äußeren Umständen beeinflusst werden (z. B. Preisänderungen oder Werbekampagnen).
Ein hoher NPS bedeutet nicht automatisch, dass ein Kunde bleibt. Und ein niedriger NPS nicht, dass er sofort kündigt. Ohne Kontext, Segmentierung und qualitative Ergänzungen bleibt der NPS eine Zahl ohne Bedeutung.
Der wahre Hebel: Kombination statt Einzeldiagnose
Richtig eingesetzt, ist der NPS mehr als eine Kennzahl. Er ist ein Knotenpunkt im CX-System:
Kombiniert mit dem Customer Effort Score (CES) erkennen wir, wie einfach oder mühsam die Interaktion war.
In Verbindung mit Verhaltensdaten (z. B. App-Nutzung, Servicekontakte, Kaufverhalten) wird sichtbar, wo es hakt.
Gepaart mit offenem Feedback entstehen präzise Hypothesen für Verbesserungen – von Prozessen bis zur Kommunikation.
So wird aus einem simplen Score ein echtes Radar für Kundenloyalität und Schmerzpunkte – und ein mächtiges Werkzeug für alle, die CX nicht nur messen, sondern gestalten wollen.
Fazit: Messen, verstehen, handeln
Der NPS ist nicht veraltet. Im Gegenteil – sein Wert steigt mit der Fähigkeit, ihn intelligent zu verschneiden. Wer ihn nicht isoliert betrachtet, sondern in ein vernetztes CX-System einbettet, bekommt ein vollständigeres Bild: nicht nur wie zufrieden Kunden sind, sondern warum – und was das konkret bedeutet.
CX beginnt beim Zuhören. Und endet nicht bei der Zahl.




Kommentare